IEC 62380

IEC-TR-62380 ist ein von der französischen Industrie entwickelter Standard zur Berechnung der MTBF (Mean Time between Failure) elektronischer Systeme.
IEC-TR-62380 wurde 2017 offiziell durch IEC 61709:2017 "ersetzt". Dabei ist allerdings zu beachten, dass  IEC 61709 nur ein "Rohling" ist, der in dieser Form nicht für praktische Berechnungen verwendet werden kann, wie die hier vorgestellten MTBF Berechnungsstandards.
(Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Siemens SN 29500 ein "gebrauchsfertig" ausgestalteter Standard IEC 61709 ist.)

  • Vom Grundansatz ist IEC-TR-62380 eigentlich zeitgemäss / fortschrittlich
  • Ziemlich aufgeblasenes Formelwerk, gemessen an den Informationen, die darin verarbeitet sind
  • IEC-TR-62380 kommt praktisch nur dann zum Einsatz, wenn Franzosen irgendwie beteiligt sind. (Wird für MTBF Berechnung daher leider nur selten verwendet.)
  • Kommt im Bereich Funktionale Sicherheit kaum zum Einsatz

Alleinstellungsmerkmal des IEC-TR-62380 gegenüber allen anderen Standards ist die Berücksichtigung nicht nur der statischen Temperaturen, sondern auch der Temperaturänderungen, denen ein System ausgesetzt ist. Damit adressiert IEC-TR-62380 Systeme, die häufigen Temperaturwechseln ausgesetzt sind.  
Weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die Berücksichtigung der elektrischen Umgebung für alle ICs und Halbleiter.

Der Formelaufwand des IEC-TR-62380 übertrifft sogar den Telcordia SR-332 Standard, allerdings sieht es so aus, als wurden verschiedene Ansätze von unterschiedlichen Arbeitsgruppen eingesammelt, und zu einem Standard zusammengeworfen.
Ausserdem weist die englischen Ausgabe des IEC-TR-62380 erhebliche Mängel auf bezüglich Strukturierung und Didaktik.
Der letzte Kritikpunkt gilt auch für den -ebenfalls französischen- Standard FIDES 2009.

Ein direkter Nachfolger des IEC-TR-62380 ist nicht in Aussicht und höchstwahrscheinlich auch nicht vorgesehen. Wahrscheinlich wird der FIDES Standard in seine Fussstapfen treten.