Die deutsche Gesellschaft ist süchtig. Süchtig nach einem Gift, das sich Vernunft nennt, aber Lähmung bedeutet.
Wir haben den politischen Streit durch einen erstickenden Konsens ersetzt und nennen es Stabilität. Wir haben es uns im Komfort des Status quo gemütlich gemacht. Doch diese Gemütlichkeit ist der Nährboden für den Kollaps.
Eine Abrechnung!
Die größte Gefahr für eine offene Gesellschaft kommt nichtimmer brüllend von den Rändern. Manchmal schleicht sie sich auf leisen Sohlenaus der Mitte an. Sie nennt sich nicht Diktatur, sondern"Pragmatismus". Sie trägt keine Uniform, sondern den Anzug des"Experten" – wer mich kennt, weiß, dass ich Profis bevorzuge undExperten kritisch betrachte -. Ihr Werkzeug ist nicht das Verbot, sondern derKonsens. Diese Analyse ist eine Anklageschrift gegen die Tyrannei derGemäßigten – eine Tyrannei, die unter dem Deckmantel der Vernunft Meinungenerstickt und unserer Gesellschaft einen Maulkorb verpasst, während sieschlafwandlerisch auf den Abgrund zusteuert.
Gefährliche Gemütlichkeit: Warum die politische Mitte diegrößte Bedrohung für den Fortschritt ist.
Haben Sie sich je gefragt, warum sich in Deutschland so oftalles anfühlt wie ein warmer, aber leicht muffiger Aufguss von gestern?
Die Antwort liegt in der verführerischen Anziehungskraft derpolitischen Mitte. Sie ist unsere nationale Komfortzone, ein weichgespülterRaum, in dem Stabilität über alles geht und bloß keinem wehgetan werden soll.Dieser Wunsch nach Harmonie ist verständlich. Er ist menschlich. Doch in einerWelt, die brennt, ist er zur tödlichen Falle geworden.
Echter Fortschritt ist niemals gemütlich. Er ist disruptiv,er stellt Privilegien infrage, er zwingt uns, liebgewonnene Gewohnheitenaufzugeben. Die Mitte aber hasst Disruption. Sie will den Betrieb am Laufenhalten, nicht die Maschine neu erfinden. Jede mutige Idee – ob für Klimaschutz,soziale Gerechtigkeit oder eine zukunftsfeste Wirtschaft – wird deshalb nichtals Chance, sondern als Störfaktor behandelt.
Das Ergebnis ist eine Politik des ewigen Kompromisses. Dochdieser Kompromiss ist kein Zeichen von Stärke, sondern ein politischesBetäubungsmittel. Er lindert kurz den Schmerz, heilt aber nicht die Krankheit.Man einigt sich auf Lösungen, die so halbherzig sind, dass sie niemandenwirklich stören, aber vor allem eines sicherstellen: dass sich im Kern nichtsändert. Diese Gemütlichkeit ist ein Kredit, den wir bei der Zukunft aufnehmen.Und die Zinsen sind mörderisch.
Vernünftig in den Untergang: Eine Abrechnung mit demPragmatismus der Mitte.
Wie rechtfertigt die Mitte diese gefährliche Trägheit vorsich selbst und vor uns?
Mit einer einzigen, mächtigen Waffe: dem Wort"Vernunft".
Doch was, wenn diese Vernunft eine Lüge ist?
In der Sprache der Mitte wurde der Begriff pervertiert."Vernünftig" ist nicht mehr das, was wissenschaftlich geboten odermoralisch richtig wäre, sondern das, was den Wirtschaftsstandort nichtgefährdet, die nächste Wahl nicht kostet und die eigene Klientel nichtverschreckt.
Die wissenschaftlich erwiesene Notwendigkeit, unsereLebensweise radikal zu ändern, um den Planeten zu retten?
"Ideologischer Eifer."
Der Ruf nach einer gerechteren Vermögensverteilung?
"Neiddebatte."
Der kleine, feige Bruder der Vernunft heißt"Pragmatismus".
"Wir müssen pragmatisch bleiben" ist der Satz, derjede Vision im Keim erstickt. Es ist ein Codewort für intellektuelleKapitulation.
Stellen Sie sich einen Firmenchef vor, der seinen Aktionärenerklärt, er würde aus Pragmatismus auf jegliche Innovation verzichten und dasUnternehmen so lange weiterführen, bis es pleite ist. Man würde ihn aus demBüro jagen. In der Politik aber feiern wir genau das als staatsmännischeKlugheit. Die Krönung dieser Selbstentmündigung ist die Behauptung, der eigeneKurs sei "alternativlos". Damit degradiert die Mitte den Bürger vomSouverän, der die Richtung bestimmt, zum verängstigten Passagier, dem der Piloterklärt, warum der Absturz leider unausweichlich ist.
Wer die Ränder fürchtet, muss die Mitte kritisieren.
Und während die Mitte sich selbst für ihre besonneneAlternativlosigkeit feiert, blickt sie voller Angst auf die "Ränder",die angeblich immer stärker werden. Es ist die größte Heuchelei unserer Zeit.Denn diese Ränder sind nicht vom Himmel gefallen. Sie sind das hausgemachteProdukt einer arroganten und ignoranten Mitte. Indem sich alle etabliertenParteien in einem winzigen Korridor des als "anständig" Definiertendrängeln, lassen sie riesige Landstriche der öffentlichen Meinung einfachbrachliegen.
Die Abstiegsangst des Facharbeiters, die Sorge vorkulturellem Identitätsverlust, die Wut über eine als ungerecht empfundenePolitik – all das findet in der glatten, akademisierten Sprache der Mitte keineHeimat mehr.
Es wird ignoriert, als "komplex" vertagt odermoralisch verurteilt.
Und in dieses Vakuum stoßen die Rattenfänger. Die AfD istnicht die Ursache der Spaltung, sie ist ihr Fieberthermometer. Und dieseRattenfänger heißen nicht nur Weidel, Chrupalla oder der aus dem dritten Reichübrig gebliebene Gauland, sondern Spahn, Linnemann, Ludwig, Klöckner, Söder,Dobrindt, ja und auch Merz.
Ein Symptom, das anzeigt, dass der politische Körper an derchronischen Entzündung der Nicht-Repräsentation leidet.
Gleichzeitig wird jeder legitime Protest, der über einhandgemaltes Schild hinausgeht, mithilfe der Hufeisentheorie in die Nähe desExtremismus gerückt. Die Mitte erzeugt also durch ihre Ignoranz genau dieDämonen, vor denen sie uns dann mit zittriger Stimme warnen will.
Die Tyrannei der Mitte: Wie die deutsche Konsens-Suchtunsere Zukunft frisst.
Fassen wir zusammen.
Die Tyrannei der Mitte ist keine mit Panzern, sondern einemit Erwartungen.
Sie ist ein unsichtbares Netz aus Konformitätsdruck,medialem Framing und Karrieredenken.
Wer aus der Reihe tanzt, wird nicht verhaftet, aber als"schwierig", "polarisierend" oder "unseriös"gebrandmarkt. Es ist der sanfte Maulkorb, der am Ende genauso effektiv ist wieeiner aus Stahl. Er sorgt dafür, dass die Angepassten aufsteigen und dieMutigen am Rand stehen bleiben.
Dieser Zustand ist keine harmlose Marotte, er frisst unsereZukunft. Er erstickt Innovation, weil echte Neuerungen immer unbequem sind. Erhöhlt die Demokratie aus, weil die Bürger das Gefühl bekommen, ihre Stimmemache ohnehin keinen Unterschied.
Und er zerstört unsere gesellschaftlicheWiderstandsfähigkeit, weil wir in unserem Konsens-Bad das Streiten verlernen –jene Fähigkeit, die eine Demokratie in der Krise am dringendsten braucht.
Die Anklage lautet also:
In ihrer Sucht nach Ruhe hat die deutsche Mitte ein Klimader Stagnation geschaffen. Der Preis für diese Ruhe ist die Zukunft. Und dieRechnung ist längst überfällig.
Brechen wir aus der Komfortzone aus. Wagen wir den Streit. Seien wir unvernünftig, wo die Vernunft in den Abgrund führt. Die Rettung vor dem Kollaps liegt nicht in der Mitte, sondern im Mut zur klaren Kante. Brecht die Tyrannei der Mitte!